Geschichte

Die erste Kläranlage der Stadt Heidelberg wurde bereits in den 20er Jahren des 20. Jahrhunderts im Stadtteil Wieblingen gebaut. Doch der raschen Bevölkerungs- und Gewerbeentwicklung nach dem Zweiten Weltkrieg konnte diese Anlage nicht mehr gerecht werden. Man plante einen Neubau an gleicher Stelle. 1962 wurde die neue, sehr moderne Anlage eingeweiht. Schon damals hatte sie eine mechanisch-biologische Reinigung. Einen Nachteil gab es aber dennoch: der Standort. In die Anlage am südlichen Ufer des Neckars konnte das nördlich anfallende Abwasser nicht eingeleitet werden. Abhilfe schaffte ein Düker, ein Kanal unter dem Neckar hindurch. Dieser Düker führte dazu, dass die vier Städte und Gemeinden des heutigen Abwasserzweckverbands bereits in den 60er Jahren ihre Abwässer im Heidelberger Klärwerk gemeinsam reinigten.

Mitte der 60er Jahre merkten die Verantwortlichen der Stadt, dass die geforderte Qualität des Abwassers nicht mehr eingehalten werden konnte. Und auch der Neckar spielte nicht mehr mit. Schaumberge und Fischsterben zeigten allen die Grenzen des Wachstums auf. 1970 galt der Neckar als „gütemäßig schlechtester Fluss“ in Baden-Württemberg. Es war höchste Zeit zum Handeln.

Fest stand: Eine größere, modernere Kläranlage musste her. Doch alleine war dieses Großprojekt für die Stadt Heidelberg finanziell nicht zu schaffen. Also schlossen sich die Städte Heidelberg, Eppelheim und Neckargemünd sowie die Gemeinde Dossenheim zum Abwasserzweckverband Heidelberg zusammen. Gemeinsam planten und zahlten sie die neue Anlage.

Nach fünfjähriger Bauzeit ging die neue Großkläranlage in Betrieb. Aus der ehemaligen Wieblinger Kläranlage wurde das Klärwerk Süd, im Handschuhsheimer Feld entstand das Klärwerk Nord. Gemeinsam waren sie auf 345.000 Einwohnergleichwerte ausgelegt.

Aber nicht nur die technischen Möglichkeiten wuchsen. Auch die Anforderungen von Seiten des Umweltschutzes stiegen. Nachdem in den 80er Jahren aufgrund der Überdüngung der Flüsse an der Nordsee die Algenpest ausbrach und das Robbensterben einsetzte, wurden die Umweltschutzvorschriften drastisch verschärft. Es mussten nicht mehr nur organische Inhaltsstoffe aus dem Abwasser herausgefiltert werden, seit 1992 mussten laut Gesetz auch die Nährstoffe Phosphor und Stickstoff entfernt werden. Das hatte zur Folge, dass viele Klärwerke für teures Geld erweitert wurden.

In Heidelberg dagegen setzte man auf Optimierung. Durch ein klug ausgetüfteltes Verfahren gelang es, die Nährstoffe zu eliminieren. Als sogenanntes „Heidelberger Modell“ machte dieses Verfahren Geschichte und ersparte dem Verband Kosten für die Erweiterung der Anlage in Höhe von 35 Millionen Euro. Gleichzeitig stieg die Kapazität der Kläranlage auf 360.000 Einwohner - und Einwohnergleichwerte.

Wenige Jahre später sorgte der AZV ein weiteres Mal für Schlagzeilen: durch die Hochlastfaulung zur Optimierung der Schlammbehandlung, die als „Heidelberger Verfahren“ patentiert wurde.

Neue Wege beschritt der Verband 2005 durch ein Pilotprojekt in Zusammenarbeit mit dem Fraunhofer Institut, Stuttgart: der dezentralen Membrankläranlage Neurott.

Heute wird die Erfolgsgeschichte im Klärwerk Süd weiter geschrieben. Letzter spektakulärer Akt: die Ende 2008 in Betrieb genommene DEMON - Anlage zur separaten Schlammwasserbehandlung.